Mikrofon-Techniken für moderne Vocal-Recordings

Du hast bereits ein ordentliches Gesangsmikrofon, aber deine Vocal-Aufnahmen im Homestudio klingen immer ein bisschen „amateurhaft“? Dann gibt es wahrscheinlich Verbesserungsmöglichkeiten bei der Mikrofonpositionierung. Sehen wir uns im Detail an, wie sich unterschiedliche Mikrofonpositionen auf den Klang von Gesang auswirken.

1. Der Ausgangspunkt

Bevor du mit verschiedenen Mikrofonpositionen experimentierst, ist es hilfreich, einen Ausgangspunkt festzulegen, der in den meisten Fällen gut funktioniert. Dabei geht es nicht nur um die Position des Mikrofons in Bezug auf den/die Sänger/in, sondern auch um die Position im Raum usw. Hier sind einige wichtige Punkte, auf die du bei der Aufstellung achten solltest:

  • Wähle die richtige Stelle im Raum für den Sänger. Im Allgemeinen sollte das die trockenste und leiseste Ecke sein, die mit schallabsorbierendem Material ausgekleidet sein sollte (je dicker, desto besser).

  • Stelle den/die Sänger/in mit dem Gesicht zum Raum auf, sodass das Mikrofon auf die Ecke gerichtet ist, die die am wenigsten reflektierende Fläche im Raum sein sollte.

  • Richte die Off-Axis des Mikrofons (Einfallswinkel mit der geringsten Empfindlichkeit) auf die Mitte des Raums und auf mögliche Geräuschquellen. Bei Mikrofonen mit der Richtcharakteristik Niere liegt dieser Winkel bei 180°; entgegengesetzt zur Frontseite.

  • Halte einen gewissen Abstand (ca. 1 m) zur Ecke, um eine Überhöhung von tiefen Frequenzen zu vermeiden.

  • Beginne mit einem Abstand zum Mikrofon (nicht zum Pop-Filter, falls du einen verwendest) von etwa 15 cm. Bei einigen dynamischen Mikrofonen wie dem SM7B kannst du direkt am Mikrofonkorb bzw. Windschutz starten, um einen sehr direkten Klang zu erzielen.

2. Adjustments and fine-tuning

Sobald du soweit bist, nimm ein paar grobe Takes auf, um zu sehen, wie das Setup bisher funktioniert. Achte dabei auf die Frequenzbalance, möglichen Raumhall, Rauschen und die Dynamik (Lautstärkesprünge/-schwankungen durch Bewegung).

Wenn du mit dem Klang bereits zufrieden bist, kannst du immer noch ein wenig mit der Positionierung des Mikrofons experimentieren, um zu sehen, ob du den Sound noch weiter verbessern kannst. Stelle nur sicher, dass du genau weißt, wie bis zu diesem Punkt eingestellt war.

Wenn du bestimmte Klangaspekte verbessern möchtest, kannst du für das Feintuning des Sounds folgende Dinge tun:

  • Verkürze den Mikrofonabstand, wenn die Stimme dünn und/oder etwas zu hallig Sei jedoch vorsichtig, denn je kürzer der Abstand zum Mikrofon, desto größer die durch Körperbewegungen verursachten Lautstärke- und Klangunterschiede.

  • Vergrößere den Mikrofonabstand, wenn der Klang ungleichmäßig und/oder dumpf/dröhnend erscheint. Achte dabei auf Nebengeräusche oder Nachhall aus dem Raum.

  • Setze einen Pop-Filter vor das Mikrofon, wenn du Windgeräusche oder Rumpeln von Plosivlauten („p“, „b“ und evtl. „t“, „d“, „k“) hörst. Halte einen gewissen Abstand zwischen Mikrofon und Pop-Filter.

  • Alternativ kannst du das Mikrofon auch ein paar Zentimeter zur Seite schieben, während es immer noch auf den Mund gerichtet sein sollte.

  • Wenn du harsche Zischlaute (besonders „s“ und „sch“) bekommst, versuche zunächst, das Mikrofon ein wenig zu neigen (nach oben/unten/links/rechts), sodass es nicht direkt auf den Mund zeigt.

  • Du kannst das Mikrofon auch nach oben/unten oder links/rechts bewegen oder beides kombinieren.

  • Um die Stimme wärmer und voller klingen zu lassen, kannst du versuchen mehr Brustkorbresonanzen abzunehmen. Das erreichst du, indem du das Mikrofon nach unten verschiebst oder neigst (oder beides). Achte nur darauf, dass das die Klarheit und Verständlichkeit nicht beeinträchtigt.

  • Wenn der Klang „nasal“ oder „hohl“ wirkt, kannst du versuchen, das Mikrofon etwas weiter von der Nase wegzurichten, da dort oft die entsprechenden Frequenzen verstärkt und abgestrahlt werden.

3. Klangkriterien – wonach du hören solltest

Bevor du mit dem eigentlichen Recording der Vocal-Takes beginnst, solltest du dir sicher sein, dass du klanglich das Beste herausholst. Auf die folgenden Dinge solltest du achten, während du den finalen Vocal-Sound für die Session festlegst:

  • Nachhall im Raum:
    • Wenn du auch nur ein bisschen Raumhall hörst, beseitige ihn. Jegliches Level an Nachhall im Recording wird dem Mixing Engineer Probleme bereiten und möglicherweise die Klangqualität deines Endprodukts einschränken.
    • Bringe mehr schallabsorbierendes Material an blanken Wänden an, besonders in der Nähe des Mikrofonplatzes. Place more sound absorption material on blank walls, especially near the vocalist / mic.
    • Überprüfe, ob du die Off-Axis des Mikrofons richtig einsetzt, um so viel „Raumklang“ auszublenden wie möglich.

  • Umgebungsgeräusche:
    • Dasselbe wie bei Hall: Versuche, jegliche Art von unerwünschten Geräuschen zu eliminieren.
    • Kannst du Fenster/Türen besser abdichten (sofern die Geräusche von dort kommen)?
    • Kannst du in einem ruhigeren Raum aufnehmen, der sich besser für Gesangsaufnahmen eignet?
    • Kannst du zu einer anderen Zeit aufnehmen (wenn das Geräusch regelmäßig auftritt)?
    • Wenn das Geräusch im Raum selbst erzeugt wird, finde die Quelle(n) und entferne sie entweder aus dem Raum, blockiere den direkten Weg zum Mikrofon oder versuche sie anders einzustellen (z.B. Computerlüfter).
    • Auch hier wieder: Prüfe, ob du die Off-Axis des Mikrofons optimal ausnutzt.

  • Frequenzbalance
    • Tiefe Frequenzen (Grundtonbereich) der Stimme
    • Obertöne in den Mitten
    • Präsenz
    • Zischlaute und
    • „Air“

  • Dynamik
    • Verhältnis zwischen lauten und leisen Parts oder Wörtern
    • Achte auf Lautstärkeschwankungen, die durch Bewegungen des Sängers / der Sängerin entstehen
    • Klangliche Unterschiede zwischen leisen/tiefen und lauten/hohen Teilen
    • Versuche gegebenenfalls, den Mikrofonabstand zu variieren, um ein konsistentes Klangbild zu erreichen.

  • Kontext im Mix
    • Klingt die Stimme in jedem Teil des Arrangements gleich voll und präsent?
    • Setzt sie sich (falls zutreffend) durch laute „Gitarrenwände“ durch?
    • Ist der Gesamtsound / die Frequenzbalance noch intakt, wenn alle Instrumente im Mix hinzugefügt werden?
    • Hörst du scharfe/schrille oder andere unangenehme Eigenschaften, wenn die Vocals laut genug im Mix zu hören ist (oder wenn du den Mix laut abhörst)?

4. Bereit für die Aufnahme!

Du bist fertig mit dem Soundcheck! Wenn bis hier alles gut und ausgewogen klingt, bist du bereit für den eigentlichen Tracking-Part der Recording-Session. Mach eine kurze Pause und dann leg‘ die perfekten Performances hin!

Du machst die Recordings selbst, weißt aber nicht, wie du den Mixing-Prozess so richtig angehen sollst? Klicke hier, um zu sehen, wie ich dir helfen kann.

Raphael Arnold

Audio Engineer | Producer