So findest du das richtige Vocal-Studiomikrofon für dein Budget

Du hast beschlossen, die Gesangsaufnahmen für deine Produktion selbst zu machen, zu Hause oder im für Studiosessions vorbereiteten Proberaum. Nun fragst du dich, welches Gesangsmikrofon am besten dafür geeignet ist – und für dein Budget. Zwar gibt es keine festen Regeln, doch es gibt sinnvolle Methoden für die Mikrofonauswahl. Eine davon möchte ich dir hier zeigen.

1. Definiere den Einsatzzweck des Mikrofons

Bevor du dir die verfügbaren Mikrofonmodelle genauer anschaust, solltest du überlegen, wofür genau du das Mikrofon verwenden willst. Einige wichtige Punkte, auf die du achten solltest:

  • Musikrichtung und Charakteristik (Clean vs. Scream Vocals, „Aggressivität“)
  • Die wichtigste Klangeigenschaft: „polished“ und luftig oder dicht und kraftvoll? Was ist die Priorität?
  • Dichte des Arrangements
  • Aufnahmeumgebung: Nachhall, Rauschen, Nebengeräusche oder Stille und trockener Klang?

Sobald du diese Aspekte analysiert hast, kannst du mit dem nächsten Schritt weitermachen:

2. Eine Vorauswahl treffen

Bevor du verschiedene Mikrofone ausprobierst, ist es am besten, die verfügbaren Möglichkeiten innerhalb deines Budgets einzugrenzen. Bedenke dabei deine Analyse aus dem ersten Schritt. Ein paar technische Hinweise, um dir bei der Vorauswahl zu helfen:

  • Konzentriere dich generell auf Mikrofone mit der Richtcharakteristik „Niere“ (das ist auch die häufigste). Richtcharakteristiken werden auch im sogenannten Polardiagramm angegeben, ein rundes Diagramm, das die Empfindlichkeit in Abhänigkeit vom Schalleinfallswinkel zeigt.
  • Vergleiche die Nieren-Richtcharakteristiken: Enger bzw. schmaler ist normalerweise besser für DIY-Recording-Situationen, eine gleichmäßigere Charakteristik über verschiedene Frequenzen ebenso.
  • Geringes Eigenrauschen („Ersatzgeräuschpegel“) bzw. hoher Signal-Rausch-Abstand („Geräuschspannungsabstand“, „S/N“) und hohe Empfindlichkeit sind wichtig, wenn leise, softe Vocals, Flüstern etc. aufgenommen werden sollen.
  • Der Studiostandard für Gesangsmikrofone sind Großmembran-Kondensatormikrofone. Aber auch dynamische Mikrofone können je nach Produktion sehr gut den gewünschten Sound erzielen, also schließe diese nicht von vornherein aus.
  • Dynamische Mikrofone sind deutlich unempfindlicher als Großmembraner und klingen etwas weniger detailliert, aber das kann auch ein Vorteil sein – Vor allem, wenn du laute und aggressive Vocals (im Gegensatz zu einer sanften Ballade) aufnehmen und gleichzeitig Nebengeräusche und suboptimalen Raumklang ausblenden möchtest.
  • Suche nicht bewusst nach „speziellen“ Mikrofonen wie Röhren- oder Bändchenmikrofonen, vor allem nicht, wenn du nur ein kleines Budget hast.
  • Wenn du willst, kannst du auch Sound-Demos auf z.B. YouTube anhören, um eine grobe Vorstellung von den Klangeigenschaften der Mikrofone zu bekommen. Solche Klangbeispiele sind aber immer mit Vorsicht zu genießen: Du weißt nicht, wie die Stimme oder der Raum in natura klingen, wie die Signalkette bei der Aufnahme aussah etc.

3. Find a mic to match your voice

Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Stimmen, deshalb gibt es nicht das richtige Mikrofon. Der natürliche Klang der Stimme muss immer berücksichtigt werden.

Zum Beispiel wird eine „mittige“ Stimme wahrscheinlich von einem Mikrofon profitieren, das hohe und tiefe Frequenzen betont. Auf der anderen Seite kann zu einer wenig mittenlastigen Stimme ein eher mittenbetontes Mikrofon passen. Das Ziel ist es, genau zu wissen, welche Mikrofoneigenschaften die aufzunehmende Stimme am besten ergänzen und unterstützen.

Nach deiner ersten Vorauswahl solltest du die Auswahl am besten auf einige wenige Mikrofone weiter eingrenzen. Danach kannst du die vielversprechendsten Kandidaten optimalerweise in einem Shootout ausprobieren. Das wirst du wahrscheinlich nur einmal tun, es sei denn, du möchtest in eine andere Preisklasse investieren oder deine Anforderungen ändern sich in der Zukunft.

Hier ist ein kleiner Leitfaden, wie du die richtigen Mikrofone zum Testen findest, um das Shootout durchzuführen:

3.1. Analyse

Sofern du es nicht bereits aus früheren Recording-Erfahrungen weißt, analysiere die Klangeigenschaften der Stimme, die du aufnehmen möchtest. Das geht am besten so:

  • Nimm ein Demo auf, verlasse dich nicht auf den Klang beim Proben oder bei Live-Performances.
  • Wenn du einen Instrumantal-Mix eines eigenen Songs in einem passenden Stil hast, verwende diesen für dein Demo.
  • Nimm in einem Stil auf, der der geplanten Produktion ähnlich ist und verwende ein Mikrofon, das du bereits zur Verfügung hast (ein SM58 aus dem Proberaum reicht z.B. aus).
  • Höre im Kontext! Je dichter das Arrangement, desto wichtiger ist es, alle anderen Instrumente mit einzubeziehen, damit du weißt, wie sich die Stimme in einer tatsächlichen Produktion im Mix verhalten wird.
  • Achte genau auf die Balance zwischen Tiefen, Mitten und Höhen der Stimme und wie sie sich im Mix durchsetzen.
  • Mach dir Notizen, wie du die Stimme auf Grundlage der Demo-Aufnahme beschreiben würdest. Ist sie sehr dynamisch (mit starken Lautstärkeschwankungen), bassig oder dünn? Hat sie viele Mitten oder eher wenig? Welche Änderungen würdest du vornehmen, damit sie sich besser in den Mix einfügt?

3.2. Engere Vorauswahl

Wähle auf Grundlage der Demo-Aufnahme aus dem letzten Schritt die 2-3 Mikrofone aus der ursprünglichen Vorauswahl, die dem erwünschten Sound voraussichtlich am nächsten kommen. Dazu kannst du nochmal einen Blick auf die technischen Daten, den Frequenzgang und die Richtcharakteristik werfen.

 

3.3. Shootout time!

Ideally you would use the same demo as before and re-record the vocal part with all the mics you want to test. You can of course also record something different, but make sure it’s still very close to the use case you intended the microphone for. If you can’t do a shootout for whichever reason, just skip this step.

3.4. Final Selection

Make the final judgment what mic within your price range is right for you. If necessary, return the mic(s) you found not to match well.

3.5. Congratulations!

You should now have a mic that works well with the particular voice you want to record. Should that not be the case, you would have to repeat the process with different mics – that’s very unlikely though.

4. Einige weitere Tipps (von der Mikrofonauswahl abgesehen)

Bevor du Mikrofone in deinem Aufnahmeraum (oder der Recording-Umgebung, die du für die Sessions nutzen willst) testest, solltest du sicherstellen, dass der Raum optimal genutzt wird. Sowohl akustisch als auch in Bezug auf die Einrichtung und Platzierung gibt es einiges zu beachten. Weitere Informationen zum DIY-Vocal-Recording findest du im Blog oder in diesem Beitrag zur Akustik im Homestudio.

5. Empfehlungen für Gesangsmikrofone

Nachfolgend findest du einige gute Gesangsmikrofone für unterschiedliche Budgets, die aber alle noch relativ erschwinglich sind. Darüber hinaus sind alle davon auch sehr vielseitig, d.h. sie sind nicht nur für Vocals, sondern auch für diverse Instrumentalaufnahmen geeignet.

  • Rode NT-1A
  • Aston Origin
  • SE X1A, X1S, SE 2200, SE 2300
  • Audio Technica AT2020, AT2050, AT4040, AT4050
  • Lewitt LCT 240 PRO, LCT 440 PURE
  • AKG C214
  • SM 7 B
  • Oktava MK-105

Liste in keiner bestimmten Reihenfolge.

Und jetzt kann’s losgehen: Mach hochwertige Vocal-Recordings, die du der Welt präsentieren kannst!

Du willst nicht den gesamten Produktions- und Mix-Prozess selbst stemmen? Klicke unten, um zu sehen, wie ich bei deiner Produktion helfen kann.

Raphael Arnold

Audio Engineer | Producer